Stadtkirche "Sankt Peter und Paul" zu Delitzsch
Geschichte
Die ältesten Urkunden betreffen nicht die jetzige Peter-und-Pauls-Kirche, sondern deren Vorgängerin, die St. Peterskirche und gehen auf das Jahr 1325 zurück. Über das Aussehen der Vorgängerkirche ist nichts bekannt. Ohne Zweifel stammt das untere Geschoß des Turmes der jetzigen Kirche noch von der alten Kirche, was der romanische Bogenfries an seiner Westwand, der sich im Innern des nördlichen Turmanbaus fortsetzt, beweist.
Mit dem Bau der “St. Peter und Paul” Kirche wurde 1404 begonnen.
1404 legte man die Grundmauern für den Chor und die Sakristei.
1414 beginnt man mit dem Bau des Langhauses.
1424 ist die Kreuzkapelle (Nord) mit Dach und Türmchen vollendet.
1433 wird das Chordach mit Schiefer gedeckt.
Im Jahre 1440 ist das Langhaus vollendet. Ursprünglich war die neue Kirche als sechsjochiger Bau vorgesehen. Da aber der alte Kirchturm aus unbekannten Gründen nicht völlig abgerissen wurde, entstand nur ein fünfjochiges Schiff. Um die Mitte des 15. Jahrhunderts gerät der Bau ins Stocken, weil der Rat der Stadt immer wieder zu neuen Kriegslasten her- angezogen wird. 1490 wird endlich der Bau am Glockenturm fortgesetzt. Im Jahr darauf wird die oberste Etage des Turmes aufgesetzt. Über die ursprüngliche Form des Turmabschlusses finden sich keinerlei Angaben. Es ist aber anzunehmen, dass der wuchtige Turm- bau in eine Turmspitze auslief, die wesentlich höher war als die heutige Anlage. In 90 Jahren Bauzeit (1404-1496), mit allerdings jahrzehntelangen Unterbrechungen, haben drei Generationen ihren Ehrgeiz darangesetzt, mit diesem Gotteshaus ein Denkmal für die Jahrhunderte zu gestalten.
1544 wird das bisher in der Glockenstube stehende Uhrwerk ein Stockwerk höher an die heutige Stelle gesetzt. Aus dem Material des Türmchens vom Dach des Langhauses baut man den Erker über der Uhr. Die große Glocke der Marienkirche hängt man als Schlagglocke auf.
Am 31. Mai 1692 zieht die Herzoginwitwe Christiane, die Mutter des Herzogs Christian II. von Merseburg, in das baulich erweiterte Schloss ein. Durch ihren Aufenthalt kommen re- ges Leben und ein verstärkter Gewerbebetrieb in die Stadt. Zu ihrem Hofstaat gehören etliche Künstler, die der Herzogin sofort Entwürfe für die Umgestaltung des Stadtkircheninneren unterbreiten. Als erstes wird für die Fürstin ein "Betstübchen" auf der Südseite der Kirche eingerichtet. Es erhält einen Zugang über eine Treppe von außen. Für die Bedienung wird ein Teil der sich anschließenden Empore eingerichtet. Gegenüber der fürstlichen Betstube entsteht die Betstube der Ratsmitglieder, die am Chorbogen beginnt und die erste Säule einschließt. Das Kircheninnere erhält auf Kosten der Herzogin einen weißen An- strich. Anfang September 1694 wird der von Künstlern des Merseburger Hofes geschaffene Altar aufgestellt. Im August 1699 lässt die Herzogin das Gestühl und sämtliche Emporen weiß streichen, den für die Dienerschaft bestimmten Teil der Empore erweitern und die Emporen an der Nord- und Südwand in gleiche Höhe bringen. Am 20. Mai 1701 stirbt die Herzoginwitwe. Mit Ihrem Tode wird es wieder still in der Stadt.
Am 2. April 1889 beginnt eine grundlegende Renovierung. Die Leitung wird dem Geheimen Regierungsrat C.W. Hase aus Hannover übertragen. Um eine "domartige Halle" zu erhalten, entfernt man rücksichtslos alles, was als Erinnerung an die große Vergangenheit der Stadt für die Bewohner wertvoll war. Alles, was heute in unserer Kirche als Innenausstattung zu sehen ist, außer dem unteren Teil des Flügelaltares, den steinernen Epitaphien und Grabdenkmälern, stammt aus den Jahren 1889/90 und ist nach Entwürfen von Baurat Haase gefertigt worden. Lediglich der Taufstein stand schon seit 1878. Sein Vorgänger, ein romanischer Taufstein, ist 1998 in der Apostelkapelle aufgestellt worden.
Am 23.12.1959 wird die Orgel das letzte Mal gespielt. Wegen des schlechten baulichen Zustandes droht das Ende der Stadtkirche. Man erwägt, die Kirche "aufzugeben". Es wird über eine Vermietung der Kirche als Großgarage nachgedacht. 1963 beginnen dann doch die Reparaturen an der Fassade und am Dach. Ab Juli 1981 wird das Kircheninnere von Gemeindegliedern geputzt und geweißt - soweit die Leitern reichten. Am 13. Juni 1982 kann der Delitzscher Kirchentag in der Stadtkirche stattfinden. Nach fast 25 Jahren wird die Stadtkirche wieder regelmäßig zu Gottesdiensten genutzt.
1993-1998 erfolgt die Innenrestaurierung der Stadtkirche.
Der Altar
Im Jahre 1492 fertigt Meister Johannes, ein Maler aus Leipzig, einen fünfteiligen Altarschrein mit Predella. Von 1693-1889 hat diese Altartafel auf einer Empore gestanden, weil während dieser Zeit der sog. "Herzoginnenaltar" an seine Stelle getreten war.
1889 ist die Umwandlung von einem fünfteiligen in einen dreiteiligen Altar erfolgt, und das Schnitzwerk auf dem Schrein, die Kreuzigungsgruppe, ist hinzugekommen, ebenso die beiden Symbole für den Opfertod und die Auferstehung Christi, der Pelikan und der Vogel Phönix. Die geschnitzten Heiligenfiguren, die etwa in dreiviertel Lebensgröße gehalten sind, beschreiben wir von links beginnend:
Der Name des ersten Heiligen lässt sich nicht bestimmen, weil ihm jegliches Beizeichen fehlt. Es könnte der heilige Laurentius sein.
Der heilige Mauritius, hielt ursprünglich eine Fahne, die jetzt abgebrochen ist.
Petrus mit dem Schlüssel im Hauptschrein, Maria in der Mitte des Schreins, hält den Jesusknaben auf dem Arm. Ursprünglich hielt sie in der Rechten ein Lilienzepter und hatte eine Krone auf dem Kopf, die von zwei schwebenden Engelchen gehalten wurde. Die Bauakten von 1889 enthalten eine Anweisung des damaligen Superintendenten Hahn, dass die "Restauration des gotischen Altares so vorzunehmen ist, dass die Maria auf gar keinen Fall als katholische Himmelskönigin wirkt". Hierdurch ist die merkwürdige Situation entstanden, dass zwar die beiden weiblichen Heiligen im rechten Altarflügel gekrönt sind, Maria aber ungekrönt ist.
Paulus mit dem Schwert, die heilige Katharina mit dem Schwert, das dazugehörige zerbrochene Rad fehlt, die heilige Margarete auf einem Drachen stehend.
Der gesamte fünfteilige Altar wird erst nach umfangreicher Restaurierung, voraussichtlich im Jahre 2004, wieder sichtbar sein.
In der Predella ist die Weihnachtsgeschichte dargestellt. Die Bemalung des Hintergrundes, die alle Merkmale niederländischen Einflusses erkennen lässt, ist ohne Zweifel eine spätere Zutat. Man blickt aus gemalten Architekturteilen in eine Landschaft mit Bergen, einem See und drei Hirten. Am Himmel sieht man einen Engel in rosigem Gewand. Die Schnitzerei der Predella kann durch zwei Flügel geschlossen werden, die nach außen mit gemalten Ornamenten geschmückt sind. Wir nehmen an, dass alle Bemalungen vom Meister Bussmann stammen, der 1590 hier verstorben ist.
Im Inneren tragen die Flügel folgende Gemälde:
Links sieht man eine Heilige in Nonnenkleidung mit Bischofsstab und Buch. Die Merkmale reichen nicht aus, um sie zu identifizieren.
Die Nonne neben ihr hält einen Totenkopf, trägt ebenfalls einen Krummstab und ist ohne weitere Beizeichen auch nicht namhaft zu machen.
Rechts sind der heilige Antonius mit einem Buch und dem ägyptischen Kreuz, neben ihm der heilige Erasmus mit den Darmwinden zu erkennen.
Da die Bilder die gleichen Merkmale aufweisen, wie die Hintergrundmalerei der Predella ist anzunehmen, dass diese gleichzeitig entstanden sind und vom gleichen Meister stammen.
Kanzel
Die neugotische Kanzel stammt aus den Jahren 1888-90 und ist aus Eichenholz.
Der Korb ist vierseitig, auf einer sechseckigen Stütze. An den Korbseiten befinden sich als Relieffiguren die Evangelisten:
Matthäus - langbärtig mit Engel
Markus - mit dem Löwen
Lukas - mit dem Opferrind
Johannes - bartlos, mit dem Adler
Die Kanzel wird von einem sechseckigen Schalldeckel mit hohem Aufsatz abgeschlossen.
Orgel
Die Orgel wurde 1889 von der Firma Rühlmann aus Zörbig gebaut. Zu Weihnachten 1959 wurde die Orgel vorerst das letzte Mal gespielt. Noch 1982 wurde sie von Fachleuten als "nicht reparaturwürdig" bezeichnet. Daraufhin kaufte die Kirchengemeinde 1986 von der Halberstädter Orgelbaufirma Hüfken das kleine Orgelpositiv. Den großen Bemühungen der damaligen Kantorin und des Orgelbauers Bernd Barthels aus Roitzsch ist es zu verdanken, dass im April 1989 die Orgel repariert wurde. Im Mai 1999 erfolgte eine Reinigung durch die Orgelbaufirma Voigt aus Bad Liebenwerda und seit 2002 die stufenweise Rekonstruktion.
Die Glocken
Zu den Glocken führen uns insgesamt 103 Stufen. Die jetzt noch vorhandene älteste Glocke (Bronze) stammt aus dem Jahre 1363, hat also bereits im Turm der alten Kirche gehangen. Zwei weitere Glocken aus dem 14. und 15. Jahrhundert wurden im II. Weltkrieg abgeliefert. Im Juni 1958 kamen zu der seit 1942 einsam im Turm hängenden großen Glocke zwei weitere hinzu, die von der Firma Schilling in Apolda gegossen wurden. Nun konnte wieder das volle Geläut von 3 Glocken ertönen,
- die alte Glocke hat einen Durchmesser von 142 cm und den Ton „des"
- die mittlere Glocke hat einen Durchmesser von 145 cm und den Ton „fis"
- die kleine Glocke hat einen Durchmesser von 120 cm und den Ton "as"
Beim Umbau des Turmes 2013/2014 kamen zwei weitere Glocken zum Geläut hinzu:
1.) Ton: d` Durchmesser: 1350 mm Gewicht: 1394 kg / Bronze
Sie ist 1433 in Jena gegossen worden. Nach einem Sturz, bei dem sie einen Sprung bekam, wurde sie unter Zusatz von 550 kg Metall in Halle 1516 umgegossen
Inschrift: Jhs nazarenus rex judeorům, anno domini cccccxvı“ (Jesus von Nazareth, der Juden König, 1516) dazu das hallesches Stadtwappen
Petrus mit Schlüssel / Kreuztragung
1532 wurde sie gegen eine große Marienkirchenglocke getauscht und hing von 1544 bis 2013 als Uhrschlagglocke an der Südseite außen bei der Uhr.
2.) Ton: cis`` Durchmesser: 740mm Gewicht: 230kg / Bronze
Inschrift: „Lass dir an meiner Gnade genügen; denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“ 2.Kor 12,9 - Jahreslosung 2012
Als St. Peter und Paul – Glocke wurde sie 2013 in Lauchhammer unter reger Beteiligung der Gemeinde und vor allem der Kinder des Evang. Kindergartens Morgenland neu gegossen.
Beschreibung des Kircheninneren
Unsere Stadtkirche ist eine dreischiffige spätgotische Hallenkirche. Zwei Reihen schlichter achteckiger Pfeiler trennen die Schiffe. Das Mittelschiff ist netzgewölbt, die Seitenschiffe unterschiedlich sterngewölbt. Ursprünglich war der Bau als 6-jochige Hallenkirche geplant. Jedoch entschied man sich im Laufe des Baugeschehens, höchstwahrscheinlich aus Kostengründen, den Turm des Vorgängerbaus nicht vollständig abzubrechen. Somit blieb es bei einer Halle von 4 1/2 Joch Länge. Der Chor ist so breit wie das Mittelschiff, er wird von diesem durch einen Bogen getrennt und liegt um drei Stufen erhöht. Er besteht aus einem Joch. Die Seitenschiffe schließen mit dem Choranfang. Dem nördlichen Seitenschiff ist die Sakristei vorgebaut. Das zweite Joch hat gegenüberliegende Kapellen. Die nördliche, die Kreuz- oder Fronleichnamskapelle, ist tiefer als die gegenüberliegende Apostelkapelle. Beide liegen genau in der Achse des Joches. Das Hauptportal der Kirche liegt in der westlichen Turmwand, zwei weitere Portale im südlichen und nördlichen Turmanbau. Die Sterngewölbe der Seitenschiffe und die der Seitenkapellen sind nicht gleichartig.
Das Kircheninnere wurde von 1994 bis 1998 nach originalen Farbbefunden restauriert. Die hellgetünchten Pfeiler sind in grauem Sandstein ausgeführt. Die beiden westlichen haben einen niedrigeren Sockel als die übrigen. Alle Pfeiler sind achtseitig und gehen nach Osten und Westen ohne Kapitell in die Arkaden über. Die Gewölbe stützen sich an den Pfeilern und Wänden auf Konsolen. An den Kreuzungspunkten der Rippen sind Wappenschilde angebracht. An diesen Schilden sind vertiefte oder auch erhabene Buchstaben ausgemeißelt, auch Wappen der Geldgeber und Attribute der am Bau beteiligten Handwerker.
Einige Konsolen tragen Köpfe oder Brustbilder. Sehr wahrscheinlich sind es Bildnisse der Meister, die am Bau gearbeitet haben, oder Geldspender.
Chorraum
Der Chorraum wurde bei seiner Restaurierung 1998 wieder so gestaltet, wie er in seiner ursprünglichen Farbgebung (um 1463) gestaltet war, Wappenmalerei in den 4 Schlusssteinen, von Osten beginnend: Wettiner Stammwappen, Markgrafschaft Meißen, Markgrafschaft Landsberg, Delitzscher Stadtwappen
Fenster
Die drei bunten Bleiglasfenster stammen aus dem Jahre 1889 und wurden vom Magistrat und der Apothekerfamilie Freyberg gestiftet. Auf den zwei äußeren sind die vier Evangelisten dargestellt.
Taufstein
Das Material ist Sandstein, er stammt aus dem Jahre 1878. Auf achteckigem Fuß baut sich ein achteckiger Schaft mit einer achtseitigen halbkugeligen Kuppa auf. Die Taufschale stammt aus dem Jahre 1816 und ist aus Zinn. Der alte, romanische Taufstein, 1998 vom Museum zurückerhalten, ist in der Apostelkapelle aufgestellt worden.
Wandgemälde
Während der Restaurierung des Innenraumes der Kirche wurden an den Wänden und den Gewölben Reste von mittelalterlichen Wandmalereien gefunden. Freigelegt und gefestigt wurden davon:
- im nördlichen Seitenschiff an der Ostwand “Himmelfahrt der Hl. Maria Magdalena” von 1463, Maler Eisenberg aus Leipzig
- im nördlichen Seitenschiff an der Nordwand die in den Außenkonturen nahezu vollständig erhaltene Wandmalerei “Passionszyklus” von 1463, Maler Eisenberg aus Leipzig
“Himmelsloch”
Ringschlusssteine (sog. “Himmelslöcher oder Himmelfahrtslöcher) waren im 15. Jahrhundert für liturgische Zeremonien zum Anlass der Feierlichkeiten zu Himmelfahrt ( Christusfigur wurde hochgezogen) und Pfingsten (Taube wurde in das Schiff herabgelassen) gebräuchlich geworden. Die Hervorhebung des Delitzscher Ringschlusssteines wurde durch seine aufwendige farbliche, teilweise figürliche Gestaltung in der Farbfassung von 1463 erreicht. Rippen und Gewölbekappen sind flächig blau gefasst. Die jeweils in die Kappflächen gemalten musizierenden 8 Engelsfiguren sind in orangerote Gewänder gekleidet. Zusätzlich tragen die blauen Rippen gelbe Sterne und, wie die Ansätze der umgebenden weißen Kappflächen, eine wolkenartige Gestaltung. Im östlichen Zwickel des östl. Schlusssteines ist eine Sonne, anschließend eine Rose zu erkennen. Gegenüber im westlichen Zwickel sieht man einen Mond und daneben Reste eines menschlichen Hauptes.
Die von den vier Schlusssteinen ausgehenden Rippen sollen Regenbögen darstellen.
Epitaphe in der Stadtkirche
Das Selmnitzepitaph
Nach der Kirchenbucheintragung ist am 30. April 1576 ein Edelmann mit Namen Friedemann von Selmnitz in unserer Pfarrkirche bestattet worden. Er war Rittmeister des Kurfürsten zu Sachsen Herzog August. Der am 28. April 1576 auf dem Gute seines Freundes Heinrich von Pack in Döbernitz verstorbene Selmnitz wurde in der Fronleichnams- oder Kreuzkapelle unserer Stadtkirche beigesetzt Von Friedemann von Selmnitz gibt es eine Grabplatte und ein Epitaph.
Acht Jahre nach seinem Tod lässt seine Witwe Magdalena Katharina, eine Tochter Ernst von Schönfelds aus Löbnitz, des Freundes Luthers, an der Nordwand des Chores ein Epithaphium aufstellen, das in der berühmten Werkstatt des Christoph Walther in Dresden aus Pirnaischem Sandstein gefertigt wurde.
Die Anlage gliedert sich deutlich senkrecht in drei Teile, einem breitem in der Mitte und je einem schmalen zu beiden Seiten. Der mittlere Teil springt etwas vor und steht auf kurzen Pilastern. Sie flankieren die Tür zur Sakristei. Über der Tür, in einem vertieften Feld ist die Einsetzung des heiligen Abendmahls in einem Hochrelief dargestellt. Christus sitzt inmitten seiner Jünger an einem mit Tischtuch versehenen gedeckten Tisch, vor sich eine Schüssel mit dem Passahlamm. Die Gruppe ist sehr lebendig dargestellt, von den Jüngern ist Judas durch den Beutel in seiner Hand gekennzeichnet. Johannes erkennt man daran, dass er "an der Brust Jesu" liegt. Das Feld wird von zwei Masken begrenzt. Über diesem Feld sind in größerem Maßstab die Figuren der Familie Selmnitz dargestellt. Der Ritter trägt einen reichverzierten Harnisch, den Helm hinter sich. Zu seiner linken Seite steht seine Frau in der Tracht der damaligen Zeit. Auf der anderen Seite stehen die drei Söhne der Familie in Mäntelchen und Kniehosen. Alle Figuren haben die Hände betend zusammengelegt. Den Hintergrund der Gruppe bildet ein gemusterter Wandteppich. Eingefasst wird das Bild von zwei dorischen Säulen mit flachem Kapitell, auf denen sich ein auch durch die Seitenteile gehendes Gebälk aufsetzt, an dem 16 Familienwappen angebracht sind. Im Feld über der Familie ist die Auferstehung Christi dargestellt.
Die vier Eckbilder stellen folgendes dar:
unten links: Geburt Christi
oben links: Verkündigung, Maria sitzt vor einem Pult
rechts unten: Taufe Christi durch Johannes
rechts oben: Christi Himmelfahrt
Die Chronik berichtet, dass der in Delitzsch lebende niederländische Maler Hans Bussmann die Vergoldung und den Farbenschmuck vorgenommen hat.
Epitaph des Heinrich von Pack
An der Ostwand vor dem Chor ist links ein Epitaphium angebracht, das vermutlich wenige Jahre später als das Selmnitzsche entstanden ist. Es gehört zu den besten Arbeiten dieser Periode. Seine Einteilung erinnert an einen Altaraufsatz.
Es stellt Heinrich von Pack auf Sommerfeld und Döbernitz dar, der am 1.6.1588 im Alter von 35 Jahren und 10 Wochen verstarb. Neben ihm seine Frau, Sibilla von Gleisenthal, die am 11.12. 1615 verstarb. Auch dieses Epitaph ist vergoldet und bemalt. Die Figuren sind sehr gut ausgeführt. Besonders beachtlich ist die Faltengebung am Kleide der Frau.
Sehenswerte Grabplatten fanden Aufstellung im Turmraum.
Beschreibung der äußeren Anlage
Bei der Betrachtung der äußeren Anlage ist auffallend, dass die Gesamtanlage in Backstein ausgeführt ist, ein für diese Gegend und die damalige Zeit ungewöhnliches Baumaterial. Nur zu bestimmten ornamentalen Formen ist Sandstein verwendet worden, grauer aus Weißenfels und roter aus Rochlitz. Im Westen erhebt sich der wuchtige Turm. Der romanische Backsteinfries über dem Hauptportal setzt sich an der Nordwand des Turmes, im jetzigen Treppenhaus, fort. Das ist ein Beweis dafür, dass der Turm der alten Peterskirche völlig freigestanden hat. Die Chorstrebepfeiler haben über dem Kalksteingesims Sandsteinkonsolen und Baldachine, in denen im Jahre 1410 Heiligenfiguren aufgestellt wurden. Diese Figuren sind nicht mehr vorhanden.
Der Turm erhebt sich in mehreren Geschossen. Das erste Turmgeschoss hat ein Fenster, die anderen je zwei Fenster, die teilweise vermauert sind. Die Glockenstube ist durch die Form der Fenster und Farbe und Verarbeitungsart der Backsteine deutlich als späterer Bauabschnitt zu erkennen. Zwei für den wuchtigen Turmbau viel zu niedrige, achtseitige, mit Schiefer gedeckte Helme schließen den 43 m hohen Turm ab, an dem sich nach Süden ein Erker für die Schlagglocke ausbaut. Über dem Zifferblatt der Uhr sieht man zwei Figuren, Adam und Eva. Eva hält einen Apfel in der Hand. Am Peter-und-Pauls-Tag 1784 wird das Spielwerk das erste Mal in Gang gesetzt, und es übt seine Anziehungskraft bis zum heutigen Tage aus. Mit jedem Glockenschlag der Mittagsstunde des 29. Juni reicht Eva ihrem Adam den Apfel, der mit weitaufgerissenem Munde hineinbeißt.
Neue Bekrönungen wurden bei der Turmsanierung 2013/2014 auf die beiden Turmspitzen aufgesetzt, sie zeigen die Insignien der Kirchenheiligen Petrus und Paulus und Fisch und Kreuz als Zeichen des lebendigen Glaubens.
Über dem Eingang der Apostelkapelle an der Südseite der Kirche sehen wir die Figuren der Schutzheiligen der Kirche St. Petrus und St. Paulus (Die Originale befinden sich seit 1998 in der Apostelkapelle). Nach den Aposteln wurde diese Kapelle benannt. Links am Portal ist das Hochrelief eines geharnischten Ritters dargestellt. Es handelt sich hierbei um den Amt- und Hauptmann Otto von Schidingen, der 1476 auf dem Rückweg aus dem "Heiligen Land" verstarb.
Der Ölberg
Zwischen den Pfeilern der Südostwand des Chores sehen wir, mit einer Wölbung und einem Gitter versehen, eine Gruppe lebensgroßer Figuren, den "Ölberg". Die Figuren wurden 1410 aufgestellt.
Rechts sieht man die Halbfigur des Gott-Vaters, der in der Linken ein Buch hält und die Rechte zum Segen erhebt. Vor ihm kniet Jesus, die Hände betend zusammengelegt. Im Hintergrund sitzen die Jünger Petrus, Jakobus und Johannes.
Der Kopf des Petrus, der in der linken Ecke kauert, wurde nach 1889 ergänzt. Die Figuren der Jünger sind in etwas kleinerem Maßstab gehalten als die übrigen Figuren. Zwischen 1985 und 1989 erfolgte eine Restaurierung der Figuren und der Nische. Nach einer nochmaligen Entsalzung wurden die Originalfiguren zum Schutz in die Kirche verbracht, in der Ölbergnische befinden sich seitdem Steinabgüsse.