Andacht

Gott und die Welt

Liebe Gemeindeglieder und Freunde unserer Kirche!

„Entsetzt euch nicht! Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden, er ist nicht hier.“ So lautet der Monatsspruch im März – nachzulesen in Kapitel 16, Vers 6 des Markusevangelium. Und weiter lesen wir in Vers 8: „Und sie (die Frauen am leeren Grab) gingen hinaus und flohen von dem Grab; denn Zittern und Entsetzen hatte sie ergriffen. Und sie sagten niemandem etwas, denn sie fürchteten sich.“ Bibelexperten gehen davon aus, dieser Vers eigentlich der letzte Vers im Evangelium ist – denn der Rest, der noch folgt, passt stilistisch nicht dazu und fehlt auch in den ältesten Handschriften.

simon wood VhlUwbkdl A unsplash24Zweifellos, ein schwieriges, ja scheinbar unfertiges Ende für ein Evangelium! Gleichzeitig motiviert es zum Nachdenken. Was könnte Markus damit gemeint haben?
Dass die Frauen den Begräbnisort verlassen, ist an sich kein Problem, dass sie dies aber in panischer Flucht vollziehen, deutet schon eine Schwierigkeit an. Danach kommt dann auch der Hammer. Aus Furcht sagen die Frauen kein Wort zu niemandem. „Und jetzt?“, muss sich der Leser fragen und sich denken „Wie geht es weiter?“, während er den flüchtenden und schweigenden Frauen hinterher blickt. Man kann ohne Zweifel sagen, dass das Markusevangelium in einer Katastrophe endet. Während im Laufe des Evangeliums häufig Geheilte von Jesus zum Schweigen angehalten werden (was diese freilich nicht tun), herrscht jetzt eisernes Schweigen. Dabei hatte der Engel im Grab doch extra den Auftrag zum Reden erteilt! Tatsächlich, die Botschaft von der

Auferstehung Jesu, muss doch erzählt werden! Aber von wem? Der Zwölferkreis glänzt schon seit der Verhaftung Jesu mit Abwesenheit, nun sind auch noch die Frauen verschwunden. Am Ende steht der Leser ganz alleine am leeren Grab. Allerdings hat ja auch er gehört, was der Engel im Grab gesagt hat, wie wird er sich nun verhalten? Klar ist, ohne ihn fällt die Verkündigung aus.

Das schwierige am Markusschluss ist, dass er ein offenes Ende enthält. Natürlich wissen wir, dass die Osterbotschaft nicht verschwiegen und vergessen wurde. Das weiß auch der Evangelist Markus. WIR sind aufgefordert selbst die Geschichte in UNSEREM Leben weiterzuschreiben. Markus möchte zeigen, dass alle Christen dafür Sorge tragen müssen, Christus als den Gekreuzigten und Auferstandenen zu verkünden. Das leere Grab kommt nicht von alleine zu den Menschen. Es kann fahrlässig sein, wenn man sich nur auf andere als Glaubensboten verlässt, jeder und jede ist gefragt Zeugnis abzulegen. Der Evangelist Markus hat sein Evangelium mit einem Auftrag an den Leser und einen enorm spannungsreichen Schluss enden lassen. Er entlässt UNS in eine Zukunft, in der wir selbst aktiv werden sollen.

Es lohnt sich also auf den Schluss zu achten und dann Neues anzugehen. In diesem Sinne wünsche ich uns allen ein gesegnetes Osterfest!

Ihr Prädikant Andreas Bechert